#20
Heute war der Wind zu warm für Herbst. Im Radio nennen sie es ‚Indian Summer‘.
Die Felder, durch die wir laufen sind noch grün und von oben sieht der Asphalt warm aus. Fast wie an dem Tag, an dem wir uns neu kennenlernten. An solchen Tagen, wenn wir, leichtfüßig und mit sprudelnden Wörtern im Mund, nebeneinander her laufen, denken wir immer noch wir wären etwas Besonderes.
Wenn ich so an die vielen Lieder in meinem Kopf denke, die mit dem Duft von gemähtem Gras in der Melodie, die leichten, die Lieder, mit denen man fliegen lernt, wenn ich so von hinten auf eure nackten Beine gucke, die schönen, muskulösen, dann weiß ich, dass immer noch Sommer ist, obwohl das Laub an den Bäumen gelb und rot getupft ist. Vielleicht wird es immer Sommer bleiben, irgendwie. Vielleicht, wenn wir anfangen an Wunder zu glauben.
Ich sage nicht viel, aber ich sehe wirre Haare im warmen Wunderwind wehen, dicht vor mir, so dicht, dass ich sie riechen kann, und ich weiß: alles wird gut. Irgendwann.