#35
Von der Winterenddepression geradewegs in die Sommeranfangsdepression.
Ich hocke zuhause rum, während der schäbige Rest der Dorfjugend sich weiterhin jeden Morgen auf den Weg zur Schule macht.
Simba ist momentan in einer sehr labilen Phase. Ein nüchtern gesprochenes "Hallo" reicht, damit er an die Decke geht. Wir seien doch alle gegen ihn und keiner habe ihn mehr lieb, und sowieso, wir könnten ihn doch alle mal am Arsch lecken. Atmosphäre mitunter mehr als frostig.
Er stürmt oft wutentbrannt aus dem Haus, um zu KittiKat zu fahren, wo er wenigstens geliebt und mit Respekt behandelt wird.
Schwieriges Alter, denke ich dann, und dasselbe denke ich auch, wenn ich mich und meine Augenringe im Spiegel betrachte.
Ich bin wie eine überfahrene Katze am Straßenrand: zermatscht, unfähig aufzustehen, alles rast an mir vorbei.
Flora sehe ich kaum noch, was ein Zeichen dafür ist, dass sie blutig und halb tot auf der anderen Seite der Straße liegt. Wir hatten sowas schon immer. Gemeinsame Hochs, gemeinsame Tiefs.
Was den Jungen angeht, fahre ich jetzt eine andere Schiene. Willkommen im Zug "Du kannst mich mal".
Rückblickend hab ich ihn immer viel zu gütig beschrieben. Eine Art stiller Held. Ist er nicht. Eigentlich ist er ein einziges Schulterzucken.
Ein M-Mensch: ein Mirdochegal, ein Meldemichnicht, ein Machdudoch, ein Manndunervst. Daher mein neues Motto: i don't care. Hat er ja schließlich auch nie, gecared und so.
Diese Träume in der Nacht bleiben trotzdem, die von ihm. Jede Nacht.
Aber, mirdochegal.