#8
„Was jetzt kommt ist wichtig“, sage ich und habe das Gefühl, mir hört schon wieder keiner zu. Die neben mir, die beiden, verschlucken sich an Gummibärchen und Pepsi, weil sie so lachen müssen. Worüber? Das ist mir entfallen.
Die eine jammert über die Hitze und den langweiligen Film.
Die Geschichte ist Kult, höre ich mich fast sagen, dann aber doch nicht.
Am Ende habe ich Gänsehaut und sie Lust auf Pizza. Mein Schweigen fällt nicht mehr auf. Wenn ich nicht antworte, antworten sie sich kurzerhand selbst. Lästiges Gekicher, wie ein Schwarm Mücken schwirrt es durch den Raum. Es kribbelt auf der Haut und man will danach schlagen.
„Bist du müde?“ Nein, nicht wirklich, danke der Nachfrage.
„Nerven wir dich?“ Man ersetze ‚nerven‘ durch ‚enttäuschen‘ und schiebe das Wörtchen ‚manchmal‘ zwischen das Personalpronomen und das zitternd in der Luft hängende Fragezeichen. Ja, wäre meine simple Antwort. Denn sie haben die Szene nicht verstanden, in der der weißblonde Junge über dem Waschbecken gelehnt und geweint hat. Das kann man doch eigentlich erwarten, auch ohne angelesenes Vorwissen. Mit ein bisschen Feinfühligkeit, ein bisschen Empathievermögen, also bitte, so schwer ist das nicht. Das kann man nun wirklich erwarten.
Sie kitzeln sich, kugeln schreiend und spuckend übereinander. Die eine kratzt mich mit ihrem Zehennagel. Ein viel zu hohes Lachen teilt mein Trommelfell gefühlt in zwei Hälften. Die eine sitzt auf dem blanken Mädchenbauch der anderen und pikst mit ihrem Finger hinein. Immer wieder, zwanzig, dreißig, hundert Mal. „Lustig!“, schreit sie. Ihre Stimme schnellt drei Oktaven höher.
Pik, pik, pik. Sie grunzen und ersticken und grunzen. Pik, pik, pik.
Ich beschließe, ab heute nichts mehr zu erwarten.
Draco Malfoy würde wieder weinen.