#15
Er darf nicht einschlafen, sagst du, und ich frage mich, woher du das weißt.
Ich weiß nicht, was passiert, wenn er einschläft, sagst du, und legst ihm das nasse Handtuch in den Nacken.
Hilflos beobachte ich deine Hilflosigkeit.

Wie weit sie weg sind, die anderen.
Wir gehen hier, in der Dunkelheit, barfuß auf heißem Asphalt.
Wenn dein Grinsen wieder schmetterlingshaft zu mir herüber flattert, vergesse ich alles.

Er regt sich nicht.
Ich ohrfeige ihn, doch er murmelt nur ihren Namen.
Da hält Toni seine Hand, als ob das ganz einfach wäre.

Es scheint, als sei es unser Leben, in dem wir baden.
„Ich vertraue dir“, sage ich und es fällt mir so leicht, dir dabei in die Augen zu sehen.

Du stehst in der Dämmerung und raufst dir die Haare.
Sein graues T-Shirt gleicht der Landkarte einer fremden Welt.
Stoffel stirbt und plötzlich habe ich Angst, dass das wirklich so ist.

Auf deine Art sagst du, dass du uns magst.
Vielleicht sehe nur ich das, aber du kannst das Licht brechen.
Als verneige sich die Welt vor dir.

Da ist Stoffel wieder.
Toni schiebt den Eimer zitternd in seine Richtung.
Flora presst die Hände vors Gesicht und schluchzt.
Enttäuschung.
Ich drehe mich weg.

Dein Fuß der mich anstupst, wie zufällig.
Aber ganz sicher nicht zufällig, das wissen wir beide.

Furchtbare Laute aus seiner Kehle.
Ich denke, dass das zu viel ist, dass wir das nicht können.
Wir sind doch noch Kinder.
Ich weine, das heißt, jetzt weinen wir alle.
Außer dir.

„Ich will nur noch schlafen“, sagst du. „Ich habe solche Kopfschmerzen.“
Ich spüre deinen Ellbogen nur Zentimeter neben mir.

Ihm passiert nichts, sagst du leise, siehst mich an.
Dann sind da plötzlich deine Arme.
Und mein Gesicht in deiner Halsbeuge.
So unerwartet vertraut.
Ich falle und lasse es zu.
Ich falle in dich hinein, so ernst und ehrlich.
Du hältst mich bloß fest in den Armen.
Lässt nicht los.

Ob meine Zähne dir weh tun, frage ich mich.
Du bist mein Fels in der Brandung.
Du bist da.
Ich bin zuhause.

Bis es vorbei ist.
Bis ihr ihn nach Hause getragen habt, kurz vor Sonnenaufgang.
Ihm passiert nichts, sagst du und ich beginne, dir zu glauben.

„Ohne ihn hätten wir das nicht geschafft“, sagen Toni und Flora.

Ein neuer Morgen.
Stoffel lacht.
Du nicht, du hast Kopfschmerzen.

„Danke“, sage ich.
„Kein Problem“, sagst du, und vielleicht ist es das Ehrlichste, was ich je von dir gehört habe.